Was Paare zusammenhält und was sie trennt.

Nach der Zeit der Verschmelzung, Verliebtheit, kommt die Zeit, in der sich in den meisten Beziehungen entscheidet, ob ein Paar zusammen bleibt oder nicht. Selbst wenn es diese Phase schafft, heißt dies oft, dass das eigene Ich verloren bleibt und nach einer gewissen Zeit Anpassung und damit Unzufriedenheit eintritt. An der Tatsache, dass Menschen verschmolzen bleiben möchten (Ich bin Du.) und nicht zu ihrem eigenen Ich zurückfinden (Ich bin nicht Du, bin in vielen Dingen verschieden.), scheitern die meisten Beziehungen früher oder später. Die Zweierbeziehung blockiert nun die Selbstverwirklichung, nach der jeder Mensch bewusst oder auch unbewusst strebt. Selbstverwirklichung kann nur gelingen, indem ich mich in der Beziehung zu einem anderen auch abgrenzen kann. „Ich bin nicht Du und doch gehören wir zusammen.“ Nun ist es aber oft anders, eigene Hobbys und Freundeskreise werden vernachlässigt und Lebensvisionen aufgegeben. In Beziehung wird Harmonie und Leichtigkeit angestrebt, die Interessen sollen möglichst übereinstimmen, Streit und Uneinigkeit werden als Schwere empfunden und verbannt. Doch können „negativ erscheinende“ Situationen wie Streit, Aggression und Kritik nicht verbannt werden, da sie sonst heimlich und verborgen in jedem Partner keimen und wachsen.  Es entwickelt sich ein Zwang zum Bravsein und gutwilligen aufeinander abgestimmt sein wollen. Dies verhindert den Mut die eigenen Gedanken und Gefühle dem anderen zu offenbaren und vor allem die individuelle Selbstverwirklichung innerhalb der Beziehung. Wird das Trennende (Andersartigkeit des Partners und auch die eigene) nicht akzeptiert, kommt es zur wirklichen Trennung der Beziehung. In dieser Andersartigkeit des Partners gibt es zwei verschiedene Seiten. Da ist das Störende, etwas ist unangenehm, macht Angst, gefällt nicht, wirkt sogar bedrohlich und wird am Anderen abgelehnt. Gleichzeitig gibt es auch Seiten, die uns faszinieren, die wir bewundern und uns gefallen. Mit den letzteren kommen wir gut zurecht, aber was tun mit den Ersteren? Alles, was uns beim Partner entzückt oder ärgert, hat mit uns selbst zu tun. Es sind Hinweise auf eigene, unbekannte Persönlichkeitsanteile. Solange wir die negativen Eigenschaften des Partners, zum Beispiel den Geiz, nur in ihm und nicht auch als unbewussten Anteil in uns sehen, sagen wir nein zu ihm und damit zur Liebe. „So kann ich dich nicht lieben!“ Es ist dann an der Zeit den eigenen, unbewussten, inneren Geizkragen zu entdecken und liebevoll anzunehmen, dann müssen wir ihn beim Partner nicht mehr ablehnen. Damit Beziehung gelingt, sind wir immer wieder herausgefordert uns konstruktiv und tiefgründig mit uns selbst und unserem Partner auseinanderzusetzen. Alle Seiten und Anteile haben eine Daseinsberechtigung. Nur eine Seite zu akzeptieren und zu leben (zum Beispiel Harmonie und Kritik, Streit und Aggression abzulehnen) bringt automatisch Gefühle von Unmut, Unausgeglichenheit, Unfreiheit und Unzufriedenheit in jede Beziehung.

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"Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben."

Teilhard de Chardin