Kommunikation

24. November 2022

Kommunikation ist oft zart besaitet, sensibel, vielschichtig, gefährlich und ein Mienenfeld. 

Sehr oft kommen Paare zu mir in die Praxis, um an ihrer Kommunikation zu arbeiten. „Wir wollen unsere Kommunikation verbessern. Wir haben Probleme mit unserer Kommunikation. Wir können einfach nicht mehr miteinander reden.“

Mit bestimmten Tricks und Tools kannst du versuchen deinen Kommunikationsstil zu verändern. Dabei musst du allerdings sehr wachsam sein und dich stets unter Kontrolle halten, denn wenn dich erst einmal Emotionen überrollen, dann werden alle Tools der Welt nichts mehr nützen, dann fällst du in deine alten Muster zurück.

Nachhaltige Arbeit an deiner Kommunikation ist eine Arbeit mit deinem Inneren, mit deinem Unterbewusstsein.

Kommunikation besteht nicht nur aus den Worten und Sätzen. Du glaubst nicht, was da alles mitschwingt.

Natürlich spielen die Worte auch eine gewisse Rolle, aber sie sind nur ein Anteil.

Worte können unterstützend, wertschätzend, erklärend, aber auch verletzend, verallgemeinernd, Worte unter der Gürtellinie, Schuldvorwürfe oder Rechtfertigungen sein. Sie sind der Inhalt und ein Teil der Botschaft für dein Gegenüber. 

Ein weiterer wichtiger Teil ist die Energie, mit der deine Botschaft den Anderen erreicht, die Emotionen, mit denen du die Worte versendest.

In manchen Fällen stimmen die Worte (der Inhalt) mit der Energie überein. Du bringst dein Missfallen mit einem harten Ton zum Ausdruck. In anderen Fällen besteht jedoch eine Diskrepanz zwischen den Worten und der Energie. Das kann dein Gegenüber ziemlich verwirren. Du sagst vielleicht, dass alles in Ordnung ist (dein Verstand sagt das) und sprichst die Worte in einem verstimmten und verärgerten Ton (dein Gefühl). Dahinter verbirgt sich wahrscheinlich eine Angst. Die Angst, wenn du ganz authentisch und ehrlich bist, dein Gegenüber zu verletzten oder zu erzürnen.

Eine dritte Komponente der Kommunikation sind Körperhaltung und Körpersprache, Mimik und Gestik.

Hast du schon einmal wahrgenommen, dass jemand zu einer bestimmten Frage oder Thema Ja sagt und dabei mit dem Kopf schüttelt? Scheinbar sagt ein Teil (meistens der Verstand) Ja und ein Teil (das Bauchgefühl) Nein.

Oder, du unterhältst dich angeregt mit einem Freund, doch er sitzt ziemlich von dir abgewendet. Ein Teil unterhält sich und ist dir zugewandt, aber ein anderer Teil wendet sich ab. Da gibt es vielleicht etwas Unausgesprochenes, etwas, dass eure Freundschaft gefährden könnte, wenn es ausgesprochen wird.

Oft stimmen die Dinge nicht überein, die Mimik passt nicht zum Inhalt oder die Körperspannung passt nicht zur Botschaft und verwirrt. 

Mit den modernen Mitteln der Kommunikation kommt es oft zu Missverständnissen. Du siehst dein Gegenüber nicht (Telefon), du hörst dein Gegenüber nicht (Chat, WhatsApp, Mail).

Verletzungen entstehen nicht nur durch die Worte, sondern auch durch die Energie, mit der die Worte weitergegeben werden. (wütend, ärgerlich, boshaft)

Du willst das vielleicht nicht aber es passiert dir, du reagierst wütend, weil du getriggert wurdest und deine Emotionen nun übernehmen. Auch alte Verletzungen, alte Ängste und Traumata, die bis in deine Kindheit zurückreichen, können erneut aufbrechen und dazu führen, dass du dich angegriffen, beleidigt, nicht verstanden, nicht beachtet, bevormundet, abgelehnt, nicht wertgeschätzt, nicht geliebt oder beschuldigt fühlst und mit Gegenwehr, Rechtfertigung oder Rückzug mit Schweigen reagierst. Dir darüber klar zu werden, das zu erkennen und an deinen persönlichen Themen zu arbeiten ist wichtig und kann dich aus der Schleife, durch bestimmte Dinge immer wieder getriggert zu werden, herausbringen.

Es ist nicht so einfach, mal so die Kommunikation umzustellen. Wir können uns bemühen, aber wenn die richtigen Knöpfe gedrückt werden, dann nützt das ganze Wissen nichts mehr, dann regieren die Emotionen. Ihr schaukelt euch gegenseitig auf, triggert einander, jeder will Recht haben und verwickelt euch regelrecht. 

Es ist wichtig aber nicht so einfach, sich über diese drei Faktoren bewusst zu sein.

  1. Welche Botschaft möchtest du rüberbringen?
  2. Mit welcher Energie bringst du die Botschaft rüber?
  3. Wie ist deine Körperhaltung/Körpersprache dabei?

Ebenso ist es wichtig aufmerksamer zu werden auf die Momente, in denen du wiederholt, durch ähnliche Aussagen oder Verhalten deines Gegenübers, getriggert und emotional aus der Bahn geworfen wirst und diese Momente näher zu betrachten.

Ein Beispiel dazu:

Du möchtest deinem Partner etwas Kritisches sagen, etwas, was dich vielleicht manchmal aufregt oder stört. Nun kann es sein, dass du damit schon länger haderst aber noch nie etwas gesagt hast. Die Gefahr ist in diesem Fall groß, dass du es nun mit Ärger und Wut aussprichst und dein Gegenüber sich dadurch verletzt und angegriffen fühlt. Wahrscheinlich wird dir Rechtfertigung, Verteidigung oder Abwehr entgegenkommen. Ganz schnell befindet ihr euch in einer Endlosschleife von Verletzung, Streit und Krieg.

Etwas in dir hat eine Grenze, Dinge die dich stören sofort anzubringen, bevor es dich so sehr aufregt, dass du aggressiv reagierst. Dein Partner fühlt sich durch deine aggressive Energie vielleicht mehr verletzt und angegriffen, als durch deine Worte der Kritik. In ihm reagiert nun ein Anteil, der sich das so nicht gefallen lassen möchte, sich nicht akzeptiert und nicht geliebt fühlt.

Das Beste wäre an dieser Stelle ein STOPP!!! Jeder zieht sich erst einmal zurück, um zu sich selbst zurückzufinden, runterzufahren, zu reflektieren und sich seinen eigenen Anteil anzusehen. Dafür braucht es allerdings eine gute Wahrnehmung und das Bewusstsein, dass immer mindestens zwei Personen an einer Meinungsverschiedenheit, an einem Streit beteiligt sind. Wenn du es schaffst, deinen ganz persönlichen Anteil, deine ganz persönliche Verletzung zu reflektieren, wird es dir möglich wieder auf deinen Partner zuzugehen, deine Erkenntnisse mit ihm zu teilen und die Dinge in Ruhe zu klären. Mit der ganz persönlichen Verletzung meine ich nicht, dass du die Schuld auf deinen Partner schiebst, sondern, dass du schaust was genau dich so getroffen hat. Nun kannst du vielleicht entdecken, dass du deinem Partner die Kritik mit Wut entgegengebracht hast, da du sie schon viel zu lange geschluckt und nichts gesagt hast. Wenn der Sack zu voll ist platzt er. Das ist dein Anteil und gleichzeitig deine Aufgabe für die Zukunft, nicht mehr so lange zu schlucken, sondern sie gleich auf den Tisch zu packen und das in einem angemessenen Ton.

In Ärger und Wut neigen Menschen dazu Dinge zu verallgemeinern.

Vielleicht hast du dich auch schon einmal ertappt, dass du öfters die Worte, „immer, nie, stets“ benutzt. Hast du dich jemals gefragt, ob das wirklich so ist?

 „Du machst nie die Krümel auf dem Tisch weg!“

„Du hast nie Zeit für mich!“

„Du kritisierst mich immer!“

„Du sagst stets nein zu meinen Wünschen!“

Alle Sätze mit Verallgemeinerungen kommen als harte Kritik an und werden dein Gegenüber zur Rechtfertigung und Verteidigung zwingen. In den meisten Fällen sind Verallgemeinerungen übertrieben, denn es gibt immer Ausnahmen.

Einen wesentlichen Beitrag in der Kommunikation spielt dein Inneres Kind.

Dein Inneres Kind ist ein Wesensanteil, ein unbewusster psychischer Anteil, der oft deine emotionalen Reaktionen und deine Gefühle bestimmt. Es sind alte, erinnerte, abgespeicherte Dinge, Momente, Verletzungen, Glaubenssätze und Sehnsüchte, die diesen Anteil in dir triggern und dich manchmal emotional überreagieren lassen. Du siehst und fühlst in den Momenten die Welt aus den Augen des Kindes, dass du einmal warst mit allem, was es erlebt hat.

Die Inneren Kinder, mit ihren unerfüllten Sehnsüchten nach Liebe, Anerkennung, Bindung, Halt, Sicherheit, Freiheit und Wertschätzung spielen eine große Rolle in der Kommunikation. All diese Attribute, an denen es in deiner Kindheit gemangelt hat, versuchst du im Erwachsenenalter vor allem von deinem Partner, aber auch von Freunden zu bekommen. Hast du das Gefühl nicht genug zu bekommen, fühlst du dich wieder wie damals, nicht gesehen, nicht wahrgenommen, nicht geliebt, nicht wertgeschätzt, unfrei oder nicht versorgt und reagierst mit Ärger, Wut, Vorwürfen oder Schweigen und Rückzug.

Ein Beispiel:

Du kommst von der Arbeit nach Hause und erwartest eine liebevolle Begrüßung von deinem Partner. Dieser ist jedoch gerade beschäftigt oder hatte selbst einen anstrengenden Tag und ist bereits sehr müde und nicht mehr aufnahmefähig. Jedenfalls fällt die Begrüßung sehr sporadisch aus, ein kurzes Hallo und das wars. Du bemerkst, wie etwas in dir sehr enttäuscht ist und vielleicht sogar etwas erzürnt. Dein Inneres Kind ist bereits aktiviert. Es fühlt diese Enttäuschung und reagiert entweder mit Distanz (zieht sich traurig zurück) oder Angriff (regt sich erzürnt und vorwurfsvoll auf, dass es nicht liebevoll begrüßt wurde). Es fühlt sich nicht wahrgenommen, nicht gesehen und nicht genug geliebt. Innere Kinder beziehen die Dinge auf sich. Sie sehen nicht und fragen nicht danach, ob die Unaufmerksamkeit des Partners vielleicht an seinem stressigen Tag liegt oder weil er gerade beschäftigt ist. Nein, es muss daran liegen, dass sie nicht genug geliebt werden, dass sich der Partner nicht genug für sie interessiert. Geschehen solche Situationen öfters, staut sich immer mehr Frust und Enttäuschung und es wird zu vermehrten Vorwürfen und Streit kommen.

Du kannst versuchen, deine Kommunikation mit diversen Tricks zu verändern, indem du dich anstrengst und dich an gewisse Hinweise, Regeln und Tools hältst. Dies wird nicht nachhaltig sein.

Wenn du jedoch beginnst, dir deine alten Verletzungen und deine unerfüllten Sehnsüchte anzuschauen, längst veraltete Glaubenssätze zu verändern und damit die Gefahr, immer wieder getriggert zu werden bannst, wird sich deine Kommunikation von allein und nachhaltig verändern.

Es ist so wichtig auch einmal auf die andere Seite, die Seite des Partners zu schauen, nicht jede Aktion oder Reaktion persönlich und auf sich bezogen zu sehen.

„Liebe beginnt dann, wenn wir unseren Egoismus beiseiteschieben und Platz machen für jemanden anderen.“ —  Rudolf Steiner

Dies bedeutet, den Willen und die Welt des Anderen als wahrhaftig zu nehmen und das eigene Ego und Wollen einmal zur Seite stellen zu können.

Aktiv zuhören und neugierig in die Welt des Partners zu lauschen ist eine wichtige Komponente in der Kommunikation und doch so selten.

Die meisten Menschen verstehen unter Kommunikation den Austausch der Worte. Zuhören und wahrnehmen gehören gleichermaßen dazu.

Wirkliches Zuhören heißt zum Gegenüber hinzulauschen, alles wahrnehmen, Mimik, Gestik und Worte. Es ist der Versuch den Partner zu verstehen, sich ein wenig in seine Welt einzufühlen. Nicht gleich zu antworten oder sich zu rechtfertigen, sondern nur zu lauschen und die Botschaft mit allen Facetten aufzunehmen. Das fordert natürlich wirkliches Interesse und, wie oben schon gesagt, das Zurücktreten des eigenen Egos und Wollens.

Beim nächsten Gespräch mit deinem Partner kannst du das aktive Zuhören gleich einmal versuchen. Du wirst sehen, dass es einen Unterschied macht, ob du hinhörst oder wirklich zuhörst.

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"Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben."

Teilhard de Chardin