Ursachen körperlicher Symptome

Unser Körper in Beziehung

Was haben körperliche Symptome mit unseren Beziehungen zu tun?

Sehr viel. Körpersymptome entstehen durch Konflikte, durch Schwierigkeiten und Muster in unseren Beziehungen. In meiner Arbeit mit Klienten sehe ich stets diese Zusammenhänge.

Unser Leben verläuft in Beziehungen, zu unseren Eltern, Geschwistern, Partnern, Kindern, Kollegen, Freunden, Bekannten, Vorgesetzten, Lehrern, Therapeuten, Nachbarn, zu Gott und natürlich zu uns selbst. Ja, sogar zu uns selbst besteht eine Beziehung, was viele nicht wahrnehmen oder nicht wissen.

Beziehungen und Bindungen sind essenziell für uns und gleichzeitig oft schwierig. Wie wir Beziehungen empfinden, ob wir uns binden möchten oder können, wie wir agieren, reagieren und fühlen anderen Menschen gegenüber, hängt von unseren ersten Beziehungserfahrungen im Leben ab.

Unsichere Bindungen und körperliche Symptome

Hat ein Kind in den ersten 3 Lebensjahren unsichere Bindungen erfahren, so gestalten sich die späteren Beziehungen ebenfalls schwierig und das Gefühl der Unsicherheit wird bleiben. Die Mutter ist die erste Bindungsperson im Leben. Mit ihr ist der Embryo 9 Monate an der Nabelschnur und mit allen Gefühlen verbunden. Nach der Geburt ist sie, in den meisten Fällen, die Person, die das Nervensystem des Säuglings, über ihr eigenes Nervensystem beruhigen kann. Durch das Stillen spürt das Kind den nahen und wohlwollenden Kontakt, bekommt Wärme, Zuwendung, Schutz und Nahrung. All das trägt zu einer sicheren Bindung bei.

Erfährt ein Kind jedoch immer wieder Momente der Ablehnung, zu viel Kritik oder sogar Gewalt, wird es vernachlässigt oder oft allein gelassen, gibt es Bindungsabbrüche durch zu frühe Trennungen oder Überforderung der Bindungspersonen, so entsteht eine unsichere Bindung. Damit wird der Grundstein für spätere Beziehungsschwierigkeiten gelegt. Auf Grund einer unsicheren Bindung in der frühen Kindheit entstehen wiederum so genannte Überlebensmechanismen, wie zu starke Anpassung, Flucht vor Konflikten, starkes Autonomiebedürfnis, die eigenen Bedürfnisse nicht mehr spüren, Gefühllosigkeit, narzisstische Neigungen oder überkritisches Verhalten sich selbst und anderen gegenüber.

In Beziehungen zu anderen Menschen dreht sich alles um Gefühle. Mag ich mein Gegenüber, lehne ich es ab, liebe ich es, hasse ich es, werde ich wütend in seiner Gegenwart oder traurig? Fühle ich mich klein und wertlos, stark und überlegen, passe ich mich an, kann ich meine Werte vertreten, habe ich Angst vor dieser Person und wenn ja, warum. Oft nehmen wir diese Gefühle nicht mehr wahr, sondern reagieren und agieren aus dem Gewohnten, aus unseren alten Mustern, unseren Überlebensmechanismen heraus.

Wenn wir  psychisch- seelische Konflikte übergehen, dann gibt uns der Körper Signale in Form von Symptomen.

„Geh du vor!“, sagte die Seele zum Körper,
„Auf mich hört er nicht, vielleicht hört er auf dich.“

„Ich werde krank werden.“, sagte der Körper zur Seele,
„Dann wird er Zeit für dich haben.“

Ulrich Schaffer

Unser Körper besteht aus vielen verschiedenen Schichten, Teilen, Organen, Zellen, Geweben und Energien. Mit diesen zahlreichen Anteilen bildet er ein System. Ein System, in dem all diese Anteile auf verschiedene Art miteinander verbunden sind. Das können wir uns wie ein Mobile vorstellen. Das Mobile wird sofort seine Form verändern, wenn wir an einer Stelle mehr Gewicht darauf geben.

Jetzt stellen Sie sich einmal einen Menschen vor, der Angst vor Konflikten hat und diesen gerne aus dem Weg geht. Symbolisch geht dieser Mensch rückwärts mit nach vorn eingerollten Schultern und eingezogenem Kopf. Er macht sich bildlich klein. Bei manchen Menschen geschieht das täglich. Nach Jahren ist es tatsächlich auch in der Körperhaltung manifestiert.

In Gefühlen von Angst, Unbehagen, Ärger, Wut spannen sich sofort unsere Muskeln, unser Gewebe an. Tritt dies öfter auf, verhärtet es und bildet Knötchen oder blockiert. Der Energiefluss in unseren Meridianen wird dadurch ebenfalls gestört. Dazu können wir uns einen Fluss vorstellen, in dem sich Geröll sammelt und langsam das Wasser staut, bis es nicht mehr fließen kann. Ist ein Meridian gestört wird der gesamte Energiefluss der benachbarten Meridiane ebenfalls beeinflusst. So geschieht es auch mit unseren Hormonen, Enzymen, Mineralhaushalt und Organen. Nach und nach gerät unser Mobile (unser Körper) in Schieflage. Er wird versuchen sich immer wieder auszugleichen, bis zu einem Punkt wo nichts mehr geht. Dann wird die Krankheit oder das Symptom manifest.

Zurück zu unserem Beispiel der Angst. Der Kopf ist geneigt und eingezogen, die Schultern sind nach vorn eingerollt, sich klein machend und zurückziehend. Nach einiger Zeit entstehen Verspannungen, Verhärtungen, Blockierungen.

Durch die ständige Anspannung in Beziehung wird das vegetative Nervensystem, speziell der Sympathikus aktiviert, der uns ermöglicht zu kämpfen oder zu fliehen. Dafür wird Cortisol benötigt, das in den Nebennieren produziert und ausgeschieden wird. Cortisol erhöht unseren Blutdruck, unseren Herzschlag, die Atmung und bringt Zucker in die Muskeln, damit wir Kraft haben zu kämpfen oder zu fliehen. Geschieht dies über längere Zeit erschöpfen sich die Nebennieren und es kommt zur allgemeinen körperlichen Erschöpfung mit diversen Symptomen und Verschiebungen von Hormonen.

Akute Symptome weisen auf ein aktuelles Beziehungsthema hin, chronische Symptome auf ein älteres, noch bestehendes, ungelöstes Thema in Beziehung.

Gehen wir diese Themen nur auf dem körperlichen Weg an, mit Medikamenten, Operationen und Physiotherapie, spüren wir vielleicht für den Moment körperliche Erleichterung, jedoch wird sich das nicht gelöste Thema bald wieder oder an einer anderen Stelle im Körper zeigen. Ein Symptom ist wie ein weißer Funker, der uns mit seinen Signalen aufmerksam machen möchte, wenn es sein muss, bis unser Leben wirklich in Gefahr ist. An dieser Stelle erwachen oftmals Menschen und sind bereit für Veränderung.

Zwei Beispiele aus meiner Praxis

Ein junger Mann kam mit Schwindel, mit einer Angst ohnmächtig zu werden in meine Praxis. Seine Beine fühlten sich dabei wie einbetoniert an. Er hatte wiederkehrende Schweißausbrüche. In der Arbeit mit ihm wurde schnell klar, dass er sehr steif und angepasst den Wertvorstellungen der Gesellschaft und seines Elternhauses folgte. Durch seine Symptome wurde er herausgefordert unangepasster zu leben, endlich sich selbst zu ermächtigen, statt ohnmächtig zu werden sowie wilder und schwindeliger (beweglicher) zu werden. In seinem Prozess ging es um seine Beziehung zu sich selbst und gleichzeitig um seine Art in Beziehung zu sein im Außen. Umso mehr er dies Schritt für Schritt in sein Leben und seine Beziehungen (Eltern, Partnerin, Kollegen, Chef, Freunde) integrierte, umso weniger wurden seine Symptome.

Eine Frau mittleren Alters kam mit immer wiederkehrenden Leber -und Galleschmerzen zu mir. Die Schmerzen fühlten sich drückend an, als ob etwas in ihrem Bauch wäre das nach außen drängte und geboren werden wollte. Sie hatte das Gefühl, wenn es nicht raus kann, wird es sie innerlich auffressen. Es entstand für sie ein Bild von einem Monster/ Alien, das wächst. Sie wollte es zurückhalten. Ihre Identität im Leben ist angepasst, lieb, nett und milde zu sein. Konflikten geht sie gerne aus dem Weg. Wütend zu werden ist nicht erlaubt, das lehnt sie ab. Der Leber- und Galleschmerz, das Alien in ihrem Bauch, forderte sie heraus sich alle Gefühle auch Wut und Ärger zu erlauben und sich damit in Beziehung zu zeigen, sich abzugrenzen und Nein zu sagen. Ihr Symptom verschwand, als sie die Alien-Energie in ihre Beziehungen brachte. Auch in diesem Fall ging es um die Beziehung zu sich selbst. Dies zeigte sich in der Herausforderung sich abzugrenzen, sich ernst und mit allen Gefühlen anzunehmen. Es ging jedoch auch um eine neue Art im Außen, mit anderen Menschen in Beziehung zu sein.

Die Beziehungen im Innen und Außen sind nicht trennbar. Veränderung in dem einen Bereich bedingt immer Veränderung im anderen.

Die Signale (Symptome) ernst nehmen

Die Schulmedizin versucht mit ihren Behandlungen und Eingriffen das Mobile (unseren Körper) wieder gerade zu rücken. Das Beziehungsthema ist damit jedoch nicht geklärt und so wird es zu weiteren Verschiebungen kommen, bis irgendwann kein Ausgleich mehr möglich ist.

Die Signale und die damit verbundenen Themen ernst zu nehmen ist ein guter Schritt in Richtung Heilung unseres Körpers und gleichzeitig unserer Beziehungen. Unser Körper ist wie ein weißer Funker. Er sendet uns ständig Hinweise auf wichtige Themen in unserem Leben und hört nicht auf, bis wir uns diesen zuwenden.

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"Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben."

Teilhard de Chardin