Was ist Prozessarbeit?

5. Oktober 2025

Was ist Prozessarbeit?

Ganz kurz gesagt ist es, zumindest für mich, eine sehr kreative Art der Psychotherapie. Ich liebe Prozessarbeit, da sie sehr gut zu meinem Wesen passt und ich damit spielerisch, forschend, kreativ und sehr effektiv Klienten auf ihrem Weg und in ihren individuellen Prozessen unterstützen und begleiten kann. Mit meiner feinen Wahrnehmung suche ich nach der Tür ins Unbewusste oder anders gesagt schaue ich nach der Tür in die Traumebene. Es gibt viele Arten von Traumtüren in verschiedenen Ebenen. Es kann eine Bewegung sein, die Art des Ganges, oder ein sich ständig wiederholendes Wort, Lücken im gesprochenen Text, ausgelassene Worte, eine bestimmte Tonart oder Sprechweise, ein Schmerz, ein Körpersymptom, die Faszination für einen bestimmten Ort oder ein Wesen, ein Ohrwurm und noch einiges mehr. Hier, in dieser Ebene des Träumens, befinden sich die Polaritäten, mit denen der Klient unbewusst oder auch halbbewusst ringt. Es ist immer wieder magisch, wie durch diese Art der Psychotherapie in kurzer Zeit viel Veränderung erreicht wird.

Ein Paradigma der Prozessarbeit ist tiefe Demokratie. Jede Stimme wird gehört und hat seine Berechtigung. Nichts, keine Seite wird ausgeschlossen. So kann die Entwicklung, der individuelle Prozess in Richtung Ganzheit und Ausgeglichenheit gehen. Nichts ist umsonst, alles hat seine Berechtigung, auch, wenn wir es nicht gleich verstehen. Der Feind, das gefühlte Nicht-Ich, mein Gegenüber ist immer auch ein Teil von mir selbst, den ich noch nicht wahrnehme, den ich ablehne oder sogar vergöttere.

Die Prozessarbeit geht davon aus, dass in jedem Problem das auftaucht, dich belastet und beschäftigt, die Lösung bereits enthalten ist. Das glaubst du nicht? Ich erlebe es in meiner Arbeit und auch privat. Vielleicht kannst du sie nur nicht sehen, weil es nicht das ist, was du gerne hättest.

An dieser Stelle möchte ich dir ein Beispiel einer Prozessarbeitssitzung vorstellen, natürlich anonym. Eine der Geschichten, Lebensgeschichten und Entwicklungs- Erlösungsgeschichten aus meiner Praxis. 😊

Das Alien im Bauch- oder – Ein chronischer, einseitiger Bauchschmerz

Eine Klientin kam mit immer wiederkehrenden Bauchschmerzen in der ganzen rechten Bauchseite. Schulmedizinisch war nichts zu finden. Ich lud sie ein in die Stille zu gehen, in den Schmerz zu spüren und ihn mir genaustens zu beschreiben. Sie schloss ihre Augen und meditierte. Nach einer Weile meinte sie, dass es nach außen drückt und sie hatte das Gefühl, dass etwas in ihrem Bauch ist. Ich begleitete sie mit Fragen, wie groß dieses Etwas sei, welche Form es hat, aus welchem Material, wie alt und noch einiges mehr, um zu präzessieren. In ihrem Inneren Bild sah sie ein Alien, genauer gesagt ein Baby- Alien. Es lag in ihrem Bauch, wuchs Tag für Tag und wurde immer größer. Wir versuchten einen Dialog mit diesem Wesen, fragten was es da macht, wie es ihm geht und was es braucht. Das Baby- Alien meinte, dass es wächst und bald geboren werden muss, war jedoch ziemlich verunsichert und traurig. Es meinte, dass Alien geboren werden, indem es den Bauch der Mutter aufbricht und die Mutter natürlich dabei sterben wird. Dieses Alien wollte das nicht und war nun im Zwiespalt zwischen „Ich möchte leben und dann stirbt die Mutter.“ Oder „Ich sterbe und die Mutter lebt.“ Es war eine echt unlösbar erscheinende Situation. Kein Weg war der bessere und zufriedenstellend.

Dieses Gefühl, zwischen zwei Stühlen zu stehen, kannte die Klientin aus ihrem Leben. Sie war immer lieb, nett, rücksichtsvoll, angepasst und steckte viel zurück, damit es ihrem Partner und der Familie gut geht. Ihr eigenes Leben und ihre eigenen Wünsche spürte sie kaum noch. Der Bauchschmerz und das Alien spiegelten ihren Prozess der Zerrissenheit. „Ich oder Du?“

In der Kindheit erlebte diese Klientin immer wieder Momente, in denen ihre Mutter verzweifelt , traurig oder wütend war. In diesen Momenten fühlte die Kleine keine Bindung und Liebe von der Mutter, sie fühlte sich sogar schuldig für die schwierigen Gefühle der Mutter. „Ich muss etwas falsch gemacht haben.“ Ihre Reaktion war, sich noch besser anzupassen, es Recht zu machen, die Mutter aufzuheitern mit gut, lieb und nett sein, um wieder mehr liebevolle Bindung zu spüren. Dafür stellte sie bereits früh ihre eignen Wünsche und Bedürfnisse zurück. „Wenn ich mich lebe, wenn ich bin wie ich bin, dann geht es der Mutter schlecht.“

Die Herausforderung ist, nun von „Ich oder Du“ zum „Ich und Du“ und sogar zum „Ich“ überzugehen, mutig für sich selbst und die eigenen Wünsche und Bedürfnisse einzustehen.

Nach dieser tiefen und bewegenden Session durfte ich die Klientin mit Innerer- Kind- Arbeit und Innere-Anteile- Arbeit weiterbegleiten. Nun galt es in die Welt hinaus, in Beziehung zu gehen und neue, positive Erfahrungen zu machen.

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"Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben."

Teilhard de Chardin